Aufruf zu Beiträgen und zur Teilnahme

Aufruf zu Beiträgen

Aufruf zu Beiträgen und zur Teilnahme

3. Internationales Kolloquium „Mehrsprachigkeit erforschen, praktizieren und leben“

Il faut agir davantage, penser moins, et ne pas se regarder vivre.
(Sébastien-Roch Nicolas de Chamfort, Maximes et pensées, posth., 1795)

Nach erfolgreicher Durchführung der Kolloquien „Sprachen lehren und lernen im Schatten der Lingua franca“ (2019) und „Mehrsprachige Kompetenzen fördern: Perspektiven und Anwendungen“ (2022), setzen die Universität Masaryk, die Université libre de Bruxelles und die Universität Freiburg/Fribourg ihre fruchtbare Zusammenarbeit fort und organisieren ein 3. Internationales Kolloquium zum Fortgang der Forschung im Bereich Mehrsprachigkeit unter dem Titel „Mehrsprachigkeit erforschen, praktizieren und leben“. Die Veranstaltung findet am 6. und 7. Juni 2024 an der Universität Masaryk in Brno statt.

Die Forschungen zur Sprachdidaktik und zur Entwicklung mehrsprachlicher Identitäten – bisher mehrheitlich auf institutionalisierte Lehr- und Lernorte wie Schulen und Universitäten fokussiert –, könnten, wie die drei Verben des Titels es andeuten, weitere Bereiche und Ansätze, sowie zusätzliche Berufe und Profile einbeziehen, die sich mit interkulturellen Realitäten und der Planung resp. Steuerung mehrsprachiger Räume beschäftigen.

Das Kolloquium hat zum Ziel, Beiträge von Fachleuten aus den Bereichen Sprachdidaktik, Mehrsprachendidaktik und Sprachenpolitik zusammenzuführen. Diese könnten, für einen fruchtbringenden Austausch, in drei Sektionen eingeteilt werden:

  1. Didaktik der Mehrsprachigkeit und Reflexivität. Ansätze wie die Entwicklung mehrsprachiger Identitäten mittels metalinguistischer und metakognitiver Bewußtheit (Woll, 2018; Jessner, 2020; Cenzo, 2021), sowie reflexive Praktiken, die insbesondere, aber nicht ausschließlich, mit (auto-)biografischen Methoden und interkulturellen Perspektiven verbunden sind, ermöglichen es, wie es scheint, Abgrenzungen zwischen den einzelnen Untersuchungsfelder im Bereich Mehrsprachigkeit zu überwinden. Als Lehr- und Forschungsmethode kommen diesen Erzählungen insofern eine Reflexionsfunktion zu, als diese durch Verbalisierung von positiven oder negativen (Sprach-)Lernerfahrungen zur Bewußtheit der Lernprozesse beitragen (Pavlenko, 2007; Baroni, 2021; Keller-Gerber, 2022, Jeanneret, 2010).
  2. Steuerung und Valorisierung vielsprachiger Umgebungen. Bildungssysteme in vielsprachigen Kontexten und Sprachendidaktik sind bestimmt, wenn nicht sogar bedingt, durch eine manchmal explizit aber meist implizit zugrunde liegende Sprachenpolitik. Beiträge, die dieses Netzwerk von Interdependenzen ausloten und erforschen (Cenoz, 2019; Cognigni, 2020; Krumm, 2021; Iannàccaro, 2021) sind ebenso erwünscht wie solche, die sich mit der Steuerung von sprachlicher Diversität und der Valorisierung von Mehrsprachigkeitskompetenzen in Unternehmen und Institutionen auseinandersetzen (Carrère, 2016; Berthele, 2014).
  3. Projekte zur Förderung der Mehrsprachigkeit. Mehrsprachigkeit findet oft auf informeller Ebene statt. Diese Sektion stellt einen Raum zur Verfügung, um interuniversitäre und interinstitutionelle Projekte vorzustellen, bei denen die Mehrsprachigkeit ein konstitutives und treibendes Element ist.

Themenschwerpunkte

Die Beiträge können sich in eine der drei Sektionen einfügen:

Sektion 1. Didaktik der Mehrsprachigkeit und Reflexivität

  • Mehrsprachige Identität: metalinguistische Bewußtheit und weitere Strategien zur Entwicklung mehrsprachiger und plurikultureller Identitäten (Sprachrepertoire, Translanguaging, Sprachkontakt, Motivation, …)
  • Reflexive Praktiken als Forschungs- und Lehrmethoden im Bereich der Mehrsprachigkeit: Rolle von Erzählungen und Diskursen zur Förderung von Bewußtseinsprozessen beim Erwerb und Erlernen mehrsprachiger Kompetenzen, Sprach(auto)biografien und weitere Ausdrucksformen mehrsprachiger und interkultureller Identitäten
  • Mehrsprachige und plurikulturelle Kompetenzen: Interkomprehension, Teilkompetenzen, kontrastive und komplementäre Ansätze, Mediation, …

Sektion 2. Steuerung und Valorisierung vielsprachiger Umgebungen

  • Sprachenpolitik in Schulen und Universitäten: Sprachplanung, (interlinguale) Geolinguistik, Hierarchie oder Parallelität und Substitution oder Komplementarität der Sprachen, mehrsprachige Bildungsgänge, …
  • Zusammenleben von Sprachen in der Arbeitswelt: parallele, funktional dimensionierte Sprachräume (Sprachen als Arbeits-, Kommunikations-, Publikationssprache, etc.), Valorisierung der Mehr-/Vielsprachigkeit in Unternehmen, Verbänden und Institutionen, harmonisches oder konfliktuelles Nebeneinander der Sprachen, Sprachenmarkt, …
  • Weiterbildung in Interkulturalität und Mehrsprachigkeit: Schulung der Lehrkräfte und des Verwaltungspersonals, Fortbildung der Mitarbeiter und Führungskräfte in Unternehmen, …

Sektion 3. Vorstellung von Projekten zur Förderung der Mehrsprachigkeit

  • Intra- und interuniversitäre Projekte, interinstitutionelle Zusammenarbeit, anregende und übertragbare Dispositive, bei denen die Mehrsprachigkeit ein konstitutives und treibendes Element ist
  • Forschungsprojekte zu reflexiven Praktiken in mehrsprachigen und plurikulturellen Konstellationen

Bibliographische Referenzen :

Baroni, R. (2021). Se raconter pour changer. Cahiers de narratologie. Analyse et théorie narratives, n. 39. https://journals.openedition.org/narratologie/12243

Berthele, R., Kaiser, I. (2014). Mehrsprachigkeit und Lebensalter : Einführende Bemerkungen zum Themenheft. VALS/ASLA, n. 99, p. 1-16. https://libra.unine.ch/server/api/core/bitstreams/a0d048b6-46ce-4d71-a812-7355a5929bc1/content

Blecua, B., Borell, S., Crous, B., Sierra, F. (eds) (2013), Plurilingüismo y enseñanza de ELE en contextos multiculturales, ASELE, 910 p.

Carrère, C. (dir.) (2016). L’impact économique des langues, Paris, Ferdi-Economica, 116 p.

Cenoz, J., Gorter, D. (2021). Pedagogical Translanguaging, Cambridge Elements in Language Teaching, 62 p. https://www.cambridge.org/core/elements/pedagogical-translanguaging/67802C1E5AE4A418AE3B8E2DEFBAD30A#

Cenoz, J., Van der Worp, K. (2019). Hacia un enfoque multilingüe en la política lingüistica: la educación y el mundo laboral. Cahiers internationaux de sociolinguistique, nº16(2):165, december.

Cognigni, E. (2020). Il plurilinguismo come risorsa. Prospettive teoriche, politiche educative e pratiche didattiche, Edizioni ETS collana Ianua. Lingue, culture, educazione, 216 p.

Gallina, F. (2021). Italiano lingua di contatto e didattica plurilingue, Franco Cesati editore, 144 p.

Iannàccaro, G., Pisano, S. (cur.) (2021). Intrecci di parole. Esperienze di pianificazione del plurilinguismo, in Europa e fuori dell'Europa, Edizioni dell’Orso, 392 p.

Jeanneret, T. (2010). Trajectoires d‘appropriation langagière et travail identitaire : données et analyses. Bulletin VALS/ASLA, n. 1, p. 27-45.

Jessner, U., Allgäuer-Hackl, E. (2020). Eine dynamisch systemtheoretische Sichtweise auf mehrsprachige Entwicklung und Mehrsprachigkeit. In : Gogolin, I., Hansen, A., McMonagle, S., Rausch, D. (Hrsg.). Handbuch Mehrsprachigkeit und Bildung, Wiesbaden : Springer VS, p. 81-85.

Keller-Gerber, A. (2022). Lire les étonnements en classe de didactique pour faire dire ses étonnements en classe de langue... Robin, J., Zimmermann, M. (éds.). La didactique des langues dans la formation initiale des enseignant.e.s en Suisse : quelles postures scientifiques face aux pratiques de terrain ?, Berne: Peter Lang, 248 p. https://www.peterlang.com/document/1162456

Krumm, H.-J. (2021). Sprachenpolitik Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Eine Einführung (Grundlagen Deutsch als Fremd- und Zweitsprache), Berlin: Erich Schmidt Verlag, 383 S.

Pavlenko, A. (2007). Autobiographic Narratives as Data in Applied Linguistics. Applied Linguistics, vol. 28/2, p. 163-188. DOI https://doi.org/10.1093/applin/amm008

Piccardo, E., Lawrence, G., Germain-Rutherford, A., Galante, A. (Eds) (2023). Activating Linguistic and Cultural Diversity in the Language Classroom, Springer Cham. DOI https://doi.org/10.1007/978-3-030-87124-6

Woll, N. (2018). Investigating dimensions of metalinguistic awareness: what think-aloud protocols revealed about the cognitive processes involved in positive transfer from L2 to L3. Language Awareness, 27 (1-2), p. 167-185.

Sprachen des Kolloquiums

Die Beiträge können auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Tschechisch eingereicht werden.

Formate der Kolloquiumsbeiträge

Mündliche Präsentation

30 Minuten : 20 Min. + 10 Min. Diskussion

Die Vorträge werden in einer der Sprachen des Kolloquiums gehalten. Die Begleitmaterialien (PowerPoint-Präsentationen, Photokopien und weitere Unterlagen) müssen entweder auf Englisch oder, wenn der Vortrag auf Englisch gehalten wird, in einer weiteren Kolloquiumssprache verfaßt sein.

Workshop

40 Minuten

Workshops sind Sitzungen, die den Teilnehmenden die Gelegenheit bieten, an praktischen Aktivitäten teilzunehmen. Ziel ist es konkrete Lehrmittel und sowohl bewährte als auch innovative Praktiken und Strategien aufzuzeigen und auszutauschen.

Einreichung der Beitragsvorschläge (Präsentation/Workshop)

Die Beitragsvorschläge sollten folgende Punkte enthalten:

  1. Titel des Beitrags
  2. Ausgewählter Themenbereich (Sektion)
  3. Abstrakt (250 Wörter) in der Sprache des Beitrags
  4. 5 Schlüsselwörter
  5. Kurzzusammenfassung (100 Wörter) in Englisch oder, wenn der Beitrag auf Englisch verfaßt ist, in einer weiteren Kolloquiumssprache
  6. Biographische Notiz (60 Wörter)
  7. 6 bibliographische Angaben in direktem Bezug zum Beitrag

Alle Beitragsvorschläge werden in einem anonymen Verfahren von den Mitgliedern des wissenschaftlichen Komitees beurteilt. Die Entscheidung über Annahme oder Ablehnung des Beiträge wird den Autoren bis zum 6. März 2024 mitgeteilt.

Die Beitragsvorschläge müssen in Word-Format via folgendes elektronisches Formular eingereicht werden: hier anklicken.

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